Sprache: 
Deutsch und Englisch
Präsenzveranstaltung
21. April 2010 (all day) bis 7. Juli 2010 (all day)
Sommersemester 2010

1.801 (Renate von Metzler-Saal)

Davon abweichend findet die Veranstaltung am 09.06.2010 im Hörsaalzentrum (HZ 14), Campus Westend, und die Veranstaltung am 07.07.2010 im Raum 1.314 (Eisenhower-Raum) des IG-Farben-Hauses, Campus Westend, statt.

 

Wir stehen vor einer der größten sozialen Krisen der modernen Welt:

Die postfordistischen Gesellschaften sind damit konfrontiert, dass es keine „natürliche“ binäre Geschlechterordnung mehr gibt, von der sich eine klare Rollenzuweisung für die Geschlechter ableiten ließe. Ehemals paternalistisch geprägte familiäre Gewaltverhältnisse werden überlagert und transformiert durch das allgemeine Phänomen der Gewalt gegenüber Schwächeren, insbesondere Frauen und Kindern.

Die Geschlechterordnung ist in Unordnung geraten: Die Sorge für Kinder, alte und kranke Menschen - kurz: für die gesamte menschliche Reproduktion - fällt nicht mehr selbstverständlich den Frauen zu. Die weibliche „Normalbiographie“ hat heute keine normative und institutionell abgesicherte Gültigkeit mehr. Die „Hausfrauenehe“ ist gesetzlich abgeschafft; ein beruflicher Wiedereinstieg nach langer Abwesenheit ist in qualifizierten Berufen so gut wie unmöglich, und eine Rente mit wenigen Jahren schlecht bezahlter (Teilzeit-)Berufstätigkeit führt in die Altersarmut.

Junge Frauen (und Männer) haben es heute noch viel schwerer als die vorige Generation, neben der Berufstätigkeit ihren Wunsch nach Kindern zu realisieren. Darüber hinaus wird die berufliche Konkurrenz immer unmenschlicher. Zeitliche und räumliche Flexibilität werden selbstverständlich vorausgesetzt, Partner können nur selten in derselben Stadt Karriere machen. Das Problem der Sorge um das tägliche Leben wird dadurch zu lösen versucht, dass Frauen aus Osteuropa, von den Philippinen, aus Afrika und der gesamten globalen Peripherie illegal oder halblegal zur Verrichtung solcher Arbeiten in die europäischen Länder gebracht werden.

Ein neuer Feminismus muss sich darüber Gedanken machen, was Lebensqualität ausmacht, welche neuen Formen des privaten und öffentlichen Lebens erstrebenswert sind und welche herrschenden institutionellen Regelungen unbedingt verändert oder abgeschafft werden müssen.

Veranstalter*in: 
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