(Post-)Koloniale Logiken sind in unsere Gesellschaft eingeschrieben und werden durch kolonisierende Wissenspraktiken und Einrichtungen wie Universitäten reproduziert. Demgegenüber widerständiges Wissen existiert neben und verwoben mit diesen Logiken. Häufig nicht als solches anerkannt, geben Schwarze Frauen* und Women* of Color dieses Wissen weiter.
So haben Künstler*innen und Kulturschaffende Interventionen entwickelt, die aufzeigen, wie sich kolonisierende Wissenspraktiken und Einrichtungen verändern lassen. Ihre Grundlage sind gegenseitige Achtung und Anerkennung und gemeinsames Lernen und Handeln. In diesem Zusammenhang gehen die Cornelia Goethe Colloquien Sommersemester widerständigem Wissen und seiner Performativität nach.
Wessen Wissen?
Never Too Old to be Seen
When feminist film scholar Laura Mulvey famously described classical Hollywood cinema as an art form dominated by a male gaze which objectifies women, she forgot to specify “Women under 35”. 75% percent of the audience of mainstream Hollywood cinema are between 14 and 30 years old, and starring roles for women are reserved for actresses largely in that age bracket. By contrast, European cinema increasingly seems to offer important roles for women over sixty, and stories, which validate and expand on the experience of ageing people of all genders. This partially reflects the fact that European cinema consists mostly of arthouse films, and that the audience for arthouse cinema has been ageing over the last decades.
(M)Anthropocene?
Angesichts des Klimawandels und anderer Krisen stellen die Colloquien aktuelle Beiträge zum Verhältnis von Geschlecht und Natur zur Diskussion – von der Erneuerung ökofeministischer Ansätze über queertheoretische und intersektionale Perspektiven bis hin zu neomateralistischen Theorien. Die Vortragsreihe beleuchtet so schlaglichtartig die geschlechtertheoretische und feministische Diskussion von Implikationen des Dualismus von Natur und Gesellschaft im 21. Jahrhundert.
Theorizing Gender(ed) Violence
Gewalt gegen Frauen, Mädchen und dissidente Körper wurde in den letzten Jahren zu einem zentralen politischen Thema feministischer Bewegungen rund um den Globus. Unter dem Hashtag MeToo und dem Slogan ‚Ni una menos‘ prangerten Zigtausende den Fortbestand geschlechtsbezogener Gewalt an. Vor allem feministische Bewegungen in den Amerikas haben die Frage der Gewalt angesichts drastischer Zahlen von sexuell-sexualisierter Gewalt und Morden an Frauen und trans*Personen in den Mittelpunkt ihrer Mobilisierungen gestellt und auch begrifflich neu zu bearbeiten versucht.
Bad Feelings
Menschen erleben Gefühle je für sich, dennoch sind Gefühle keine Privatangelegenheit. Gefühle werden von kulturellen Diskursen mitgestaltet oder allererst hervorgebracht, sie sind gesellschaftlichen Regeln unterworfen und werden situativ ausgehandelt, kaschiert oder inszeniert. Gefühle sind spürbares Produkt und körperlicher Ausdruck sozialer Macht- und Geschlechterverhältnisse sowie mit spezifischen normativen Erwartungen und moralischen Zuschreibungen verknüpft. Letzteres zeigt sich unter anderem daran, dass Gefühle immer auch mit Wertungen verbunden sind: Manche Gefühle gelten als „gut“, etwa Liebe, Freude, Vertrauen, Mitgefühl oder Mut, andere hingegen als „schlecht“, beispielsweise Ärger, Hass, Wut, Neid oder Zorn.
© Julia Joppien - 'Untiteld' - https://unsplash.com/@shots_of_aspartame
Ökonomien der Diversität
Im literarischen Feld wird von Kanon gesprochen, wenn es um bekannte Werke geht – solche, die überliefert wurden, die immer wieder gelesen werden und denen eine bestimmte Qualität zugesprochen wird. Einige universitäre Institute führen Leselisten, die von den Studierenden abgearbeitet werden sollen. Unter einem Kanon wird etymologisch betrachtet ein Stück Rohr verstanden, mit dem sich etwas anderes messen lässt. Kanones dienen also zur Messung, zum Vergleich – und sie können eine Orientierung bieten. Was aber zählt zu den Büchern, ‚die man gelesen haben sollte‘?
© Tasnim Baghdadi - „Resistance“ – www.tasnimbaghdadi.com
Whose Gender? Whose Sex?
Vorhandene Mitschnitte der Veranstaltungen finden Sie auf unserem YouTube-Channel.
© Mwanel Pierre-Louis - ‚The Moments of These Moments‘ (2019), Acrylic on Wood Panel. - www.mwanel.com
Intersektionalität im Kreuzfeuer?
‚Intersektionalität‘ ist ein Konzept, das den Blick auf die Kreuzung (engl. ‚intersection‘), Verflechtung oder Wechselwirkung verschiedener Ungleichheitsverhältnisse richtet. Entwickelt wurde dieser Ansatz, um soziale Platzanweiser wie ‚race‘, ‚class‘ und ‚gender‘ in ihrer Verschränkung sichtbar zu machen. Am Kreuzungspunkt wird Diskriminierung unsichtbar, so die Kritik Schwarzer Frauen. Die Rechtswissenschaftlerin Kimberlé Crenshaw zeigte dies am für dieses Konzept paradigmatischen Fall DeGraffenreidt vs General Motors (1976). Schwarze Frauen hatten gegen ihre Entlassung geklagt, die General Motors nach dem Prinzip „last hired, first fired“ vornahm, da sie überproportional betroffen waren.
© Jesse Mockrin - „A cymbal crashed, and roaring horns“ 2017, Öl auf Leinwand. - www.mockrin.com
Trans*formationen
Die Kämpfe von Trans*Personen werden seit einigen Jahren verstärkt sichtbar. Mit der zunehmenden rechtlichen Anerkennung („Dritte Option“) stellt sich in Bezug auf die Aufrechterhaltung zweigeschlechtlicher Ordnungen die Frage nach Spielregeln, Begründungen, Widerständen und Sanktionen. Gleichzeitig werden die vielfältigen Lebensweisen, –realitäten und -erfahrungen von Trans*Personen vor allem im Kontext der Trans* und Queer Studies verstärkt untersucht und diskutiert. Im Rahmen akademischer und aktivistischer Kontexte wird dabei ein Perspekti venwechsel initiiert: Zuvor marginalisierte Perspektiven, Erfahrungen und Wissensprodukti onen von Personen, die sich als nicht-binär, trans*, inter*, gendervariant oder gender-nonkonform verstehen, werden ins Zentrum gerückt.
© Megan Trace - Stop Brexit March, 01/10/17 - (CC BY-NC 2.0)
Gender unter Druck
Es weht ein kalter Wind durch Europa. An Einfluss gewinnende rechtspopulistische Parteien profilieren sich mit europakritischen, autoritären Positionen. Im Mittelpunkt ihrer Programme stehen antifeministische und rassistische Forderungen. Gleichzeitig nutzen rechte Akteur*innen den Bezug auf Frauenrechte, um ihre Forderungen zu legitimieren und sich von denjenigen abzugrenzen, die aus ihrer Sicht nicht ‚dazugehören‘.
Feministische Erinnerungskulturen
Historische Ereignisse werden anlässlich ihrer ‚runden‘ Geburtstage gefeiert und zelebriert. Häufig wird bei solchen Jubiläen ein Gedenken inszeniert, das aus historischen Ansichten des Mainstream gespeist wird und zur Kanonisierung von Geschichte beiträgt. Dabei steht dann eher das Passförmige und Konsensfähige im Vordergrund, während Unangepasstes im Hintergrund bleibt, nicht selten ausgeschlossen wird. Mit unserer Hinwendung zu einer „Erinnerungskultur“ sollen einige Stolpersteine solcher Jubiläumsmarathons aus dem Weg geräumt werden. Ein bewusstes Erinnern an historische Ereignisse, Personen, Netzwerke und Prozesse rekurriert auf historische Diskurse, aber auch auf private und politische Erfahrungen; es umfasst Reflexe des kollektiven und sozialen Gedächtnisses einer Gesellschaft .
Feminismen des Globalen Südens
Im Kontext der aktuellen Krisen des Kapitalismus und ihrer politischen Folgen geraten Ideen und Praxen von Emanzipation immer mehr unter Druck. Das politische Projekt des Feminismus bzw. der Vielfalt von Feminismen im globalen Norden wie im globalen Süden wird zur Zielscheibe rechtspopulistischer und autoritärer Anfeindungen. Anti-Genderismus wird auf verschiedene Weisen mit Rassismus verknüpft. Parallel dazu findet eine Vereinnahmung feministischer Positionen und Praktiken im Neoliberalismus statt, durch die feministische Herrschaftskritik und Gesellschaftsvisionen allzu häufig auf „lean-in“ Femininismus und bestimmte Gender Mainstreaming-Ansätze zusammenschrumpfen.
Die Anderen der Reproduktionsmedizin
Reproduktionsmedizinische Kliniken bieten assistierte Befruchtungen an und immer mehr Frauen und Paare nehmen diese Dienstleistungen in Anspruch. Das Verhältnis zwischen den nachfragenden Klient*innen und den Anbieter*innen assistierter Reproduktion steht im Zentrum politischer Debatten und medialer Repräsentationen. Diskutiert wird die individuelle reproduktive Selbstbestimmung von Frauen, das unerfüllte Begehren nach dem „eigenen“ Kind und die Legitimität, diesen Wunsch mittels Technologien zu befriedigen. Ein individualisierender Blick auf die unmittelbar Beteiligten blendet jedoch viele Dimensionen der mit Reproduktionstechnologien einhergehenden sozialen Verhältnisse aus und ignoriert eine Vielzahl von weiteren Akteur*innen.
Wer hat Angst vor Gender?
Lange Zeit als exotisches ‚kleines Fach‘ geführt, haben sich Gender Studies im Verlauf der vergangenen dreißig Jahre international, aber auch an deutschen Hochschulen etabliert und im universitären Kanon verankert. Kritik daran gab es immer, jedoch nie zuvor in einer solchen Lautstärke wie heute. Selten hat der Begriff Gender in der großen Politik eine solche Rolle gespielt wie anno 2017. Nicht nur an den Rändern, sondern immer mehr auch in der Mitte des politischen Spektrums wird neben dem Neoliberalismus und der Globalisierung auch Gender für die gesellschaftlichen Krisen der Gegenwart verantwortlich gemacht. So mehren sich in Parteiprogrammen Forderungen nach einer Abschaffung des „Gendermainstreaming“, der Gender-Diskurse und der Gender Studies.
Flucht und Geschlechterverhältnisse
Die Vortragsreihe widmet sich den wechselseitigen Interdependenzen zwischen aktuellen Flüchtlingsbewegungen und gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen. Dabei orientieren sich die Vorträge an zwei Fragen: Wie und unter welchen Bedingungen werden Flucht- und Mobilitätspraktiken als „männlich“ oder „weiblich“ attribuiert? Und zweitens: Auf welche Weise werden institutionell und im Alltag mobile Individuen als „geflüchtete Männer“ und „geflüchtete Frauen“ und/oder als „Migranten“ und „Migrantinnen“ definiert? Ein Fokus auf die wechselseitige Konstitution der gesellschaftlichen Migrations- und Geschlechterverhältnisse ermöglicht dabei die Rekonstruktion spezifischer Formen der Männlichkeit und Weiblichkeit im Kontext neuerer Fluchtbewegungen.
© Max Froumentin - „Milk Statue, 2014“ - http://lapin-bleu.net/
NatureCultures of Milk
Sind Kühe schuld am Klimawandel? Ist Milch krebserregend? Warum finden wir Käse aus Muttermilch ekelhaft, essen aber gern Käse aus Kuhmilch? Können Männer Milch geben? Wer produziert eigentlich die Ersatzmilch aus Soja, Reis, Mandeln? Wohin geht der Milchüberschuss der EU? Wie verändern sich Gesellschaften mit steigendem Milchkonsum? Wie leben Kühe? Wie würden Kühe gern leben? Macht Milch müde Männer munter? Warum sind Milchbubis schwächlich? Macht’s die Milch?
Materialität revisited
Das Thema Materialität wird innerhalb feministischer Forschung und Bewegungen in den letzten Jahren wieder verstärkt diskutiert. Dieser material turn zeigt sich vor allem in Analysen über Geschlechterverhältnisse, Arbeit und transnationalen Kapitalismus sowie in feministischen Untersuchungen zu Naturverhältnissen und Biopolitik. Zudem wird auf Materialität auch in feministischer Wissenschaftstheorie Bezug genommen, die Körper und Umwelt jenseits des Performativen begreift. Ferner finden aktuell verstärkt globale Kämpfe von Frauen statt, in denen materielle Lebensverhältnisse und -bedingungen im Mittelpunkt stehen, wie u.a. Recht auf Nahrung, Land, Wasser, Arbeit, Gesundheit, soziale Sicherung, ebenso wie das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper und Sexualität.
Masculinities
Im Laufe der letzten zwei bis drei Jahrzehnte hat sich die Männlichkeitsforschung als breites, interdisziplinäres und internationales Forschungsfeld etabliert. Die Cornelia Goethe Colloquien werden sich im Sommersemester 2015 dem Thema Masculinities zuwenden.
Varieties of Feminism
The transformation of gender relations in post-socialist Europe is rooted in the entangled histories of state- and post-socialism. Gender equality was the official goal of the socialist rule and a target achieved in particular with regard to women’s participation in employment. However, after the end of the bi-polar world order the post-socialist countries of Europe have not only been confronted with new transnational gender discourses, but also with stabilization of patriarchy and re-traditionalization of gender norms.
Eine Frankfurter Schule der Frauen- und Geschlechterforschung?
Die Frankfurter „Kritische Theorie“ hat der Frauen- und Geschlechterforschung wichtige Impulse gegeben. Arbeiten zur doppelten und widersprüchlichen Vergesellschaftung von Frauen, Analysen zur Vermittlung gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsbeziehungen mit der inneren Dynamik der Subjekte oder Untersuchungen zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit sind durch die „Kritische Theorie“ inspiriert. Mit ihr teilt die Frauen- und Geschlechterforschung zentrale Zielsetzungen, etwa die, soziale Phänomene als historische zu begreifen und interdisziplinär zu untersuchen oder die Bedeutung von Wissenschaft als Orientierung für eine emanzipatorische Praxis zu verstehen.
How Does Change Happen?
Leader of the Communist Party USA, civil rights and prison rights activist, Angela Davis, who studied Philosophy at the University of Frankfurt from 1965-1967, poses the challenging question “How Does Change Happen?”.
She proposes that a “critical posture” towards the tools, concepts, vocabularies, and organizing practices that characterize landscapes of struggle involves transforming our habits of thinking and imagination. Such an indispensable scrutiny would contribute towards rethinking the interrelationship between activism, advocacy work, and knowledge production.
Sexualität/en
Sexualität zwischen Lust und Begehren einerseits, Herrschaft, Gewalt und sozialer Kontrolle andererseits ist in westlichen Gesellschaften seit dem 19. Jahrhundert von Frauen- und anderen Emanzipationsbewegungen nachdrücklich zu einem öffentlichen Thema gemacht worden. Bedingungen und Ermöglichungen sexueller Selbstbestimmung ebenso wie Kampagnen und kritische Analysen im Kontext von Sexualität und Bevölkerungspolitik, Gewalt, Körper/ Gesundheit sowie andere, ‚normale‘, ‚natürliche‘ Fortpflanzungs-)Sexualität/en überschreitende, verrückende oder entgrenzte Sexualität/en waren immer wieder Schwerpunkte der Debatten.
Geschlechterverhältnisse in den Weltreligionen
Religiöse Rechtfertigungsnarrative spielen eine gewichtige Rolle bei der Legitimation patriarchalischer Geschlechterverhältnisse und begründen den Ausschluss von Frauen aus religiösen oder politischen Ämtern, ihre rechtliche Benachteiligung und eine Vielzahl von Diskriminierungen, die ihre gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verhindern. Viele Feministinnen wendeten sich aus diesem Grund von der Religion ab und hofften auf einen zunehmenden Bedeutungsverlust religiöser Erzählungen im Zuge einer säkularen Moderne.
ÜberLebens-KünstlerInnen
Bei genauerer Betrachtung bergen die globalen Produktions- und Konsummuster eine Vielzahl ökologischer, gesundheitlicher und sozialer Probleme, die Frauen und Männer in unterschiedlicher Weise treffen. Den Männern kommt, so die These, eher die Rolle der Verursacher und den Frauen die Rolle der Opfer bzw. derjenigen zu, die jetzt gefragt sind, gegen die ökologischen Erosionsprozesse vorzugehen. Tatsächlich nutzten vor allem Männer seit der Industriellen Revolution – als Politiker und wirtschaftliche Entscheidungsträger, als Ernährer der Familie, als freie Unternehmer – das Human- und Naturkapital, ohne den adäquaten Preis dafür zu bezahlen. Es waren Männer, welche die kapitalistische Marktwirtschaft erfunden und deren „schützende Schichten“ (Joseph A. Schumpeter) zerstört haben.
© saimen. - "Invasion des Herbstes" (2009) - https://www.photocase.de/
Mensch/Natur/Verhältnisse
„Die Blütenblätter … dienen als Brautbett, das der Schöpfer so glorreich hergerichtet, mit den feinsten Bettvorhängen geschmückt und mit vielen zarten Wohlgerüchen erfüllt hat, damit Bräutigam und Braut ihre Hochzeit dort besonders prächtig feiern können. Ist nun das Lager dergestalt bereitet, wird es Zeit, dass der Bräutigam seine geliebte Braut umfängt und ihr seine Geschenke macht.“, so beschreibt Carl von Linné (1707-1778), der Begründer des modernen botanischen und zoologischen Klassifikationssystems, die „Hochzeit der Pflanzen“ (1730). Linné wies Pflanzen und Tieren nicht nur zwei Geschlechter zu, sondern ordnete sie darüber hinaus nach menschlichem Vorbild. So enden die Namen der Pflanzenklassen mit der Silbe „andria“ (griech.
Genderspiel
Weltmeister oder Weltmeisterinnen – ein Unterschied? Obwohl Deutschlands Fußballfrauen aktuell bereits zweimal hintereinander den Titel geholt haben, und damit die Leistungen ihrer männlichen Kollegen in den Schatten stellten, fiel die Anerkennung für diese Leistungen bisher verhältnismäßig gering aus. Insbesondere die Frauenfußballerinnen der ersten Stunde mussten sich diese Anerkennung über ihre sportlichen Erfolge erst mit einer „geballten Ladung Frauenpower“ erkämpfen. Grund genug nach der „Erfolgsstory Frauenfußball“ zu fragen. 2011 besteht nun die Chance zum „Hattrick“. Wird diesmal, im eigenen Land, alles anders?
Geschlechter|ent|grenzungen
Auseinandersetzungen mit der eigenen Körper- und Geschlechtsidentität haben dazu geführt, dass bisher geltende Geschlechtergrenzen ins Wanken geraten sind. Mit dem Aufbrechen dichotomer Vorstellungen von Geschlecht entstehen Freiräume, die in Theorie und Praxis in ganz unterschiedlicher Weise genutzt werden, um neue Identitäten und Bilder zu entwickeln sowie bereits bestehende zu dekonstruieren.
Geschlechter|un|ordnung
Wir stehen vor einer der größten sozialen Krisen der modernen Welt:
Die postfordistischen Gesellschaften sind damit konfrontiert, dass es keine „natürliche“ binäre Geschlechterordnung mehr gibt, von der sich eine klare Rollenzuweisung für die Geschlechter ableiten ließe. Ehemals paternalistisch geprägte familiäre Gewaltverhältnisse werden überlagert und transformiert durch das allgemeine Phänomen der Gewalt gegenüber Schwächeren, insbesondere Frauen und Kindern.
Gender and ‘the Political’ in a Postcolonial World
The aim of this international lecture series is to reflect upon the meaning of ‘the political’ in a postcolonial world. Internationally reputed scholars are invited to explore the implications of race, class, gender and sexuality as shaped through colonialism for the structuring of contemporary global politics, which continues to be confronted with the legacies of empire. Addressing issues like cosmopolitanism, global governance, democracy, human rights, transnational justice, development politics, decolonisation, war and peace from a feminist-postcolonial lens, this lecture series will simultaneously explore how norms are negotiated in the postcolony as well as the potential for normative violence.
Care und Migration
Die Vorträge der Cornelia Goethe Colloquien stehen im Sommersemester 2009 in engem thematischem Zusammenhang mit der im April stattfindenden Internationalen Konferenz „Care und Migration“.
In den Vorträgen geht es um die Fragestellung: Wer sorgt für Kinder, Behinderte, ältere Menschen, für alle, die eine gewisse Zeit oder auf Dauer Hilfe im Alltag brauchen? Wer kauft ein, kocht, putzt, wenn Frauen sich zunehmend in den ersten Arbeitsmarkt integrieren, ohne dass sich dadurch automatisch die traditionelle familiäre Arbeitsteilung verändert? Wer kümmert sich um die Reproduktionsarbeit - und wen beschäftigt das? Who cares?
Gleichzeitige Ungleichheiten
Aus der Perspektive der Geschlechterforschung ist die Kategorie Geschlecht sowohl ein maßgeblicher sozialer Platzanweiser, der individuelle Lebensläufe und Aufstiegschancen beeinflusst, als auch eine strukturbildende Kategorie, die soziale Ungleichheit generiert. Neben dem Geschlecht beeinflussen weitere Kategorien die Entstehung und Fortführung sozialer Ungleichheit; dazu gehören u.a.: Ethnizität, „Rasse“, Nationalität, Körper, Alter, Sexualität und andere Differenzlinien, die in unterschiedlichen Kontexten Bedeutung gewinnen oder verlieren können.
Prekäre Identitäten
Gesellschaftliche Veränderungen beinhalten für die Individuen Chancen und Barrieren, sie sind mit heterogenen, oft widersprüchlichen Erfahrungen verbunden und erfordern jeweils Anpassung oder auch Widerstand, die zu neuen Identitätsentwürfen, aber auch prekären Identitäten führen können. Wie, so ist zu fragen, berühren Neuformierungen der Geschlechterordnung Rollen- und Identitätsentwürfe? Sind Identitäten in gesellschaftlichen Transformationsprozessen zunehmend „prekär“ geworden? Welche Selbst- und Fremdbilder sind und waren relevant und welche (alten und neuen) Identitätsentwürfe sind damit verbunden? Und vor allem: welche neuen Identitätspolitiken können daraus entwickelt werden?
OFF LIMITS!
„Off limits!“ markiert zum einen das Verhältnis zwischen Zugehörigkeit und Ausschluss, verweist zum anderen aber auch auf Möglichkeiten von Grenzüberschreitungen und Erneuerung. Diese Spannungsverhältnisse sollen aus einem interdisziplinären Blickwinkel thematisiert werden:
Belonging and Participation - Partizipation und Zugehörigkeit
Epochale Umwälzungen und Veränderungen, wie sie für die Gegenwart mit Begriffen wie Globalisierung oder Wissensgesellschaft umschrieben werden, gehen mit Krisen (der Erfahrung und Wahrnehmung) von Zugehörigkeit und Partizipation einher.
Geschlechtergerechtigkeit im Prozess der Globalisierung
Geschlechtergerechtigkeit im Prozess der Globalisierung ist ein ambivalentes Thema. Bekanntlich verschärfen die ökonomisch induzierten Prozesse beschleunigter Internationalisierung und Entgrenzung viele der bestehenden Ungleichheitslagen und Ungerechtigkeiten (nicht nur) zwischen den Geschlechtern. Besonders arme Frauen in Ländern des sogenannten globalen Südens stehen in Gefahr, zu absoluten Verliererinnen dieser Entwicklungen zu werden. Gleichwohl ist Geschlechtergerechtigkeit – und nicht nur die Analyse von Ungerechtigkeit – eine zentrale Perspektive der internationalen Geschlechterforschung.
Körper und Geschlecht
Körper und Geschlecht sind in unserer Kultur auf vielfältige Weise verknüpft. Das Thema „Körper“ ist in den letzten Jahren ein Schwerpunkt feministischer Theorie geworden. Unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen haben Körper, Körperbilder und Körpervorstellungen historisiert und im Kontext sozialer und kultureller Bedingungen neu verortet. Was ist Natur? Was ist Kultur? Wie werden Zweigeschlechtlichkeit und die binäre Codierung in männlich/weiblich sozial und kulturell vermittelt? Durch das Aufbrechen scheinbar biologisch gegebener Körper- und Geschlechterbilder können an der Schnittstelle „Körper“ gesellschaftliche Ansprüche und individuelle Praktiken sichtbar gemacht wer- den, die über die Entstehung und Etablierung von Geschlechterordnungen Auskunft geben.
Religion und Geschlecht
Das Thema Religion hat wieder Konjunktur. Dies zeigt sich in der Zunahme der Reflexionen über den religiösen Fundamentalismus, sei er nun hinduistischer, jüdischer, islamischer oder christlicher Herkunft. Auch ist nicht zu übersehen, dass eine Reihe kriegerischer Konflikte zumindest im Gewand des Religiösen daher kommt. Drittens schließlich gibt die weltweite Revitalisierung der Religion vielen Frauen Anlass zur Sorge, dass die Errungenschaften von Gleichstellung und Emanzipation durch ein religiös geprägtes Verständnis der Geschlechterverhältnisse zurück gedrängt werden; als Beispiel seien die Befürchtungen genannt, die im Zuge der jüngsten Papstwahl geäußert wurden.