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In monotheistischen Religionen werden Selbstermächtigungsstrategien im Zusammenhang von Geschlechtergerechtigkeit und feministischen Zugängen häufig marginalisiert oder ihr Bestehen gar verneint oder bekämpft. Um ‚wessen Geschlecht‘, um ‚wessen Sex‘ geht es bei Debatten zu Geschlechterverhältnissen im Islam? Es gibt nicht die eine und einzige gültige Deutung und es sind zweifelsohne gerade Formen des kritischen Hinterfragens religiöser Dogmen, die zu einem Paradigmenwechsel und zu einer heterogeneren Repräsentanz – trotz aller gesellschaftlichen Widerstände – beitragen. Im diesjährigen Cornelia Goethe Colloquium stehen Polyvalenzen von Geschlechterverhältnissen im Kontext des Islams im Mittelpunkt. Der Begriff Polyvalenz ist hier wörtlich zu nehmen: Vielwertig und zugleich gleichwertig in ihren Bedeutungen, werden Geschlechterdefinitionen, ihre Infragestellungen und das Zusammenspiel von Sexualität, Religion und Gender in den Blick genommen. Ebenso wird das Phänomen der rassialisierten Ethnisierung und seine Verknüpfung mit religiöser Zugehörigkeit in der Migrationsgesellschaft erörtert. Die Analysen, thematischen Annäherungen, historischen und feministisch ausgerichteten Kontextualisierungen erschließen sich sowohl aus sozialwissenschaftlichen als auch aus theologischen Perspektiven. Ein weniger beachtetes, intrinsisches Moment ist die Auseinandersetzung mit der Religion des Islams als Ressource emanzipatorischen Bewusstseins und Handelns. Für die intersektional ausgerichtete Analyse islamischer sozialer Bewegungen weltweit ist die Berücksichtigung dieser Dimension unverzichtbar. Ausgehend von der Anthropologie des Islams ist das Ziel dieser Vortragsreihe, mittels kritischer Infragestellung emanzipatorische Elemente und historisch gewachsene Effekte zu erkennen. Wie sie – beispielsweise mit Blick auf die Themen Erotik und Sexualität im Islam – in die Gegenwart zu holen sind und wie aus dieser Perspektive aktuelle anti-muslimische Diskurse zu beurteilen sind, gehört zu den zentralen Fragen und Themen dieser Vortragsreihe. Dabei stehen Utopien und die Kritik an gesellschaftlichen Strukturen, die auf emanzipativen Grundideen religiöser Kontexte basieren, etwa in Bezug auf Gerechtigkeit, im Fokus der Analyse und Auseinandersetzung.
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CGColloquium SoSe 2021 Booklet | 681.69 KB |