Welche (Körper-)Bilder ‚des Jüdischen‘ werden in Kunst und Medien (re-)produziert und verhandelt? Als Orte der kulturellen Bedeutungsproduktion haben künstlerisch-mediale Repräsentationen und die Bilder, die sie hervorringen, einen entscheidenden Anteil an Vorstellungen von Judentum und ‚Jüdischsein‘. Diese Vorstellungen sind geschlechtlich strukturiert und erhalten so ihre Wirksamkeit. Vor der Folie des noch jungen interdisziplinären Feldes der Jewish Visual Culture Studies beleuchten wir in diesem Workshop aus sowohl gendertheoretischer als auch intersektionaler Perspektive die relationalen Verflechtungen von jüdischer Sicht- und Unsichtbarkeit im Rahmen medial-diskursiver Normalisierungspraktiken und performativer Zuschreibungsverfahren. Im Sinne ‚gojnormativer Kritik‘ wird das problematische Verhältnis von Sichtbarkeit und Stigmatisierung, von gojischer Norm und jüdischer Norm-Abweichung reflektiert. Dabei werden zeitgenössische und historische Visualitätskonstellationen sowie gesellschaftspolitische Machtdimensionen hinterfragt, die das ‚Jüdische‘ in Kunst und Medien als das ‚Andere‘ markieren und so in einer Tradition mit antisemitischen Körper- und Geschlechterbildern seit dem 19. Jahrhundert stehen.
Dr. Véronique Sina ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt, wo sie seit Oktober 2022 das von der DFG geförderte Forschungsprojekt „Queering Jewishness – Jewish Queerness. Diskursive Inszenierungen von Geschlecht und ‚jüdischer Differenz‘ in (audio-)visuellen Medien“ leitet. Im Sommersemester 2023 hat sie an der Goethe-Universität Frankfurt die Professur für Filmwissenschaft vertreten, zuvor war sie Vertretungsprofessorin für Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Medienakteure und Medienöffentlichkeit unter besonderer Berücksichtigung von Gender“ an der Ruhr-Universität Bochum. Aktuell ist sie an der Siegener Forschungsstelle „Queery/ing Popular Culture“ und am SELMA STERN ZENTRUM für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg assoziiert. Zudem ist sie Mitglied im DFG-Netzwerk „Gender, Medien und Affekt“ sowie im Forschungszentrum für historische Geisteswissenschaften (FZHG) der Goethe-Universität Frankfurt. Zu ihren Schwerpunkten in Forschung und Lehre zählen Gender Media Studies, Queer Theory, Medienästhetik, Jewish Visual Cultural Studies, Holocaust Studies, Comic‐, Film- und Intersektionalitätsforschung.
Anmeldefrist
Bitte melden Sie sich für den Workshop bis zum 30.04.24 über das folgende Formular an.
Die vorzubereitende Literatur bekommen Sie nach der Anmeldung zugeschickt:
1) Alfandari, Yael/Shohat, Gil: Sind Juden*Jüdinnen weiß? In: Frenemies. Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker*innen. Hrsg. v. Meron Mendel, Saba-Nur Cheema und Sina Arnold. Berlin: Verbrecher Verlag 2022, S. 137-142.
2) Coffey, Judith/Laumann Vivien: Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten von Juden_Jüdinnen. In: Dies.: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen. Berlin: Verbrecher Verlag 2021, S. 93-114