Der anthropogene Klimawandel und das sechste Massenartensterben rücken die Erde als fundamental gefährdet in das Zentrum kritischen Denkens. Vor diesem Hintergrund wird sich der Vortrag mit dem Ruf der feministischen Wissenschaftsforscherin Donna Haraway nach besseren Erzählungen auseinandersetzen, die sie als ‚Fortsetzungsgeschichten‘ zum Anthropozän und als ‚eine Kampfansage an die Diktate des Anthropos und des Kapitals‘ begreift.
Wie gezeigt werden wird, eröffnen Haraways symchthonische Geschichten nicht nur den Raum für ein Verständnis wechselseitiger artenübergreifender Abhängigkeit, sondern auch für eine Neuverhandlung von Subjektivität, Handlungsmacht und Menschsein vor dem Hintergrund existenzieller Bedrohungen. Damit einher geht eine radikale Absage an das Lockesche Subjekt, das von Anfang an in Abgrenzung zum affizierbaren (rassialisierten und vergeschlechtlichtem) Anderen steht.
Zugleich wird der Vortrag zeigen, dass allerdings auch Haraways Entwürfe ihre eigenen Leerstellen mit sich bringen. So läuft etwa Haraways Rückgriff auf Lynn Margulis‘ Begriff von Symbiose und Symbiogenese Gefahr, rassistische Imaginationen in Gestalt des Bildes einer verbotenen „Rassenmischung“ (miscegenation) von Zellen zu übernehmen und damit nicht nur die historische Verflechtung von ‚Race‘ und Spezies in ihren Erzählungen unangetastet zu lassen, sondern auch ihre eigene Mahnung, dass es ‚von Gewicht ist, mit welchen Erzählungen wir andere Erzählungen erzählen‘ zu unterlaufen.
Foto: Merielli Mafra
... ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Studium der Philosophie und Soziologie an der Universität Wien. Er ist der Autor von „The Techno-Apparatus of Bodily Production: A New Materialist Theory of Technology and the Body“ (2019) sowie weiterer Arbeiten an Schnittstelle von Biopolitik, Technik, Neuen Materialismen und feministischer Epistemologie.
Interessierte* sind herzlich eingeladen!