Wer einen Verlagsvertrag bekommt, wer Stipendien und Literaturpreise, wer wie rezensiert wird – all das sind Wertungsentscheidungen, die darüber bestimmen, wer im literarischen Feld eine Chance auf Erfolg hat, wer unsichtbar bleibt und wer langfristig kanonisiert wird. Die Verlagsteams, Gremien und Jurys des Literaturbetriebs, die diese Entscheidungen treffen, verteilen Ressourcen wie Geld und Aufmerksamkeit, die für Autor*innen von existenzieller Bedeutung sind.
Materielle Ressourcen entscheiden unmittelbar darüber, wer sich eine Vollzeittätigkeit als Schriftsteller*in leisten kann und wer das Schreiben neben anderer Erwerbstätigkeit, dem sogenannten Brotjob, ausüben muss. Neben den materiellen Aspekten einer erfolgreichen Karriere als Schriftsteller*in gibt es auch eine ideelle Dimension: Wer kann sich selbst eine Laufbahn im Literaturbetrieb vorstellen? Welche Vorbilder stehen Schreibenden am Anfang zur Verfügung? Welche prägenden Vorstellungen von Autor*innenschaft existieren? Diese Fragen sind auch Kanonfragen, denn der Kanon übt starken Einfluss auf unsere Wahrnehmungen und Konzepte von Autor*innenschaft aus.
Bei all diesen Fragen spielen Rassismus, Sexismus, Klassenzugehörigkeit und andere Diskriminierungsformen eine mitunter versteckte, aber immer entscheidende Rolle. Über Zusammenhänge und Machtdynamiken diskutieren Nicole Seifert (Frauen Literatur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt), Alice Hasters (Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten) und Daniela Dröscher (Zeige deine Klasse. Die Geschichte meiner sozialen Herkunft).
... wurde 1989 in Köln geboren und wenn sie gefragt wird, wo sie herkommt, dann sagt sie, woher ihre Eltern kommen. Sie studierte Journalismus in München, arbeitete für die Tagesschau in Hamburg, lebt aktuell in Berlin und produziert Beiträge für Deutschlandfunk Nova, SZ.de, Tagesspiegel Online und den rbb. Mit Maxi Häcke spricht sie im monatlichen Podcast Feuer & Brot über Feminismus und Popkultur.
... ist seit 2010 freiberuflich als Übersetzerin aus dem Englischen, als Herausgeberin und (teils unter Pseudonym) als Autorin tätig; Betreiberin des Buchblogs Nachtundtag, dieser widmet sich der Wiederentdeckung und Neuerscheinungen von Autorinnen; sie ist Mitinitiatorin der Aktionen #autorinnenschuber und #vorschauenzählen. Im Herbst 2021 erscheint ihr Buch FRAUEN LITERATUR. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt, über die Mechanismen der Marginalisierung von Autorinnen in Literaturgeschichte und Literaturbetrieb, bei Kiepenheuer & Witsch.
... schreibt Prosa, Essays und Texte für die Bühne. Nach einem Studium der Germanistik, Philosophie und Anglistik in Trier und London sowie einer medienwissenschaftlichen Promotion über die Poetologie Yōko Tawada an der Universität Potsdam studierte sie Szenisches Schreiben bei UniT Graz. Auf ihr Romandebüt Die Lichter des George Psalmanazar (2009) folgten der Erzählband Gloria (2010), der Roman Pola (2012; alle Berlin Verlag) sowie 2018 ihr Memoir Zeige deine Klasse bei Hoffmann & Campe. Für ihr Schreiben wurde sie u.a. mit dem Anna-Seghers-Preis sowie dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet. Ihr neuer Roman erscheint 2022 bei Kiepenheuer & Witsch. Seit 2018 verschiedene Gastprofessuren und Lehraufträge u.a. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und am Institut für Literarisches Schreiben Hildesheim.
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