
Am 23.04.2025 stellte die politische Philosophin Nikita Dhawan im
Rahmen der vom CGC veranstalteten Buchvorstellung ihr neues Buch „Die Aufklärung vor Europa retten: Kritische Theorien der Kolonialisierung“ vor, das 2024 beim Campus Verlag erschienen ist. In ihrem Vortrag erläuterte Dhawan im Kontext des Backlashs gegen die postkoloniale Theorie drei gängige Kritiken, bevor sie mögliche Strategien des postkolonialen Widerstands gegen die Delegitimation emanzipatorischer Kämpfe benannte. Den drei Vorwürfen des normativen Nihilismus, des postkolonialen Eurozentrismus (von Seiten der dekolonialen Theorien) und des postkolonialen Antisemitismus begegnete Dhawan im Rückgriff auf Jean Améry und Frantz Fanon mit einem Plädoyer, nämlich das geteilte Leid zweier Gruppen in gemeinsamer Trauerarbeit anzuerkennen, statt gegeneinander auszuspielen. Dabei sei es notwendig, die Errungenschaften der Aufklärung wie die Menschenrechte und den Säkularismus anzunehmen, aber gleichzeitig das rassistische, kolonialistische und sexistische Gedankengut der Aufklärer kritisch zu reflektieren. In Dhawans Worten: Es ginge darum, bessere Kantianer zu sein als Kant es gewesen ist. Mit dieser Positionierung richtet sich Dhawan gegen die von dekolonialen Denker*innen vorgeschlagene radikale epistemische Entkopplung vom westlich-intellektuellen Kanon. Nach Dhawans Schlussworten "it is worth saving the Enlightenment" leitete die Moderatorin Johanna Leinius zur anregenden Diskussion mit dem Publikum über. Nach der Buchvorstellung gab es die Möglichkeit, das Buch zu erwerben.