Der Vortrag thematisiert die drängende Frage der Neugestaltung der Gegenwart im Kontext der deutschen Kolonialgeschichte. Mirrianne Mahn, deutsch-kamerunischer Herkunft, trägt eine gespaltene Rolle – als deutsche Frau, die die Verantwortung zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit betont, und als Nachfahrin von Opfern des Kolonialismus in Kamerun.
Im Fokus der Raub von kultureller Identität in Westafrika am Beispiel der Restitutionsdebatte der Benin-Bronzen, die global Aufmerksamkeit erlangte. Die Schwierigkeiten und Dilemmata bei der Wiedergutmachung werden diskutiert, angefangen bei der Bezifferung von Leid bis zur Frage der Anspruchsberechtigung. Mirrianne Mahn unterstreicht, dass Wiedergutmachung nicht nur die materielle Rückgabe von Artefakten bedeutet, sondern auch die Anerkennung von Geschichte, Heilung und Berücksichtigung der Auswirkungen auf Nachkommen umfasst. Kombiniert wird der Vortrag mit einer Lesung aus ihrem Roman Issa, der die Geschichte 5 Frauen über einen Zeitraum von 100 Jahren umspannt, angefangen in der deutschen Kolonie Kamerun.
Die Diskussion über Wiedergutmachung ist nur ein Teil des größeren Gesprächs über Heilung. Mirrianne Mahn stellt die Frage, wie eine aktive Aufarbeitung, um die Ideale von Freiheit und Gerechtigkeit für alle zu verwirklichen, aussehen kann. Ein Dialog über unsere koloniale Vergangenheit und die Verantwortung für die Gestaltung einer gerechteren Zukunft.
Mirrianne Mahn ist politische Aktivistin, Autorin, Theatermacherin, Stadtverordnete in Frankfurt am Main und freiberufliche Referentin für Diversitätsentwicklung. Sie setzt sich in ihren Arbeitsbereichen gegen alle Formen der Diskriminierung und für mehr Diversität in allen Lebensbereichen ein. Ihr Debütroman Issa erschien im März bei Rowohlt und wurde für den Debütpreis der LitCologne nominiert.
Die Cornelia Goethe Colloquien sind ein offenes Diskussionsforum für interdisziplinäre Geschlechterforschung. Interessierte* sind herzlich eingeladen!