‚Gender‘ ist in den letzten Jahren zum politischen Kampfbegriff geworden. Nicht nur in Deutschland, sondern auch international führen Fragen von Geschlecht und Sexualität zu hoch kontroversen Debatten, etwa über sexuelle Bildung, die Regulierung von Abtreibung, geschlechterinklusive Sprache oder die Rechte trans- und intergeschlechtlicher Menschen. Aktuelle antifeministische Mobilisierungen richten sich gegen die Gleichstellung der Geschlechter und die Liberalisierung von Sexualpolitiken. Sie werden meist von rechtskonservativen bis extrem rechten und religiös-fundamentalistischen Akteuren getragen, die Geschlecht und Sexualität als von der Natur oder durch Gott vorgegeben betrachten und demokratisch-politischen Aushandlungsbedarf über diese Themen bestreiten. Die Forschung über dieses Phänomen boomt. Bislang fehlen jedoch systematisch vergleichende Analysen, die auch die historische Tiefendimension des Phänomens beleuchten. Auch die Wechselwirkungen von Antifeminismus mit Prozessen der Entdemokratisierung sind noch nicht hinreichend ausgeleuchtet. Der Vortrag bietet einen Überblick über das Forschungsfeld und über weiterführende Fragen.

© Martin Schäfer
Prof. Dr. Annette Henninger, geb. 1966, ist seit 2009 Professorin für Politik und Geschlechterverhältnisse an der Philipps-Universität Marburg. Nach einem Studium der Politikwissenschaft und ihrer Promotion im Jahr 1999 am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin als Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung zum Thema Frauenförderung in der Arbeitmarktpolitik durchlief sie verschiedene berufliche Stationen in arbeits- und geschlechtersoziologischen Forschungsprojekten an der TU Chemnitz, dem Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg und dem Wissenschaftszentrum Berlin, zuletzt in einer Emmy-Noetzer-Forschungsgruppe über Doppelkarriere-Paare.
Ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind intersektionale Wirkungen von Sozial-, Familien- und Arbeits(markt)politik, geschlechterpolitische Interventionen durch soziale Bewegungen (insbesondere Frauenbewegungen, homosexueller und queerer Aktivismus), Parteien und Gewerkschaften, sowie aktuelle antifeministische Mobilisierungen und deren Effekte auf die Demokratie.
2017-2020 leitete sie das BMBF-Projekt REVERSE „Krise der Geschlechterverhältnisse? Anti-Feminismus als Krisenphänomen mit gesellschaftsspaltendem Potenzial“ mit Fallstudien zu Antifeminismus in Deutschland; zum 01.01.2026 wird sie die Leitung des LOEWE-Schwerpunkts „Verflechtung von Antifeminismen: Gender, Demokratie und Autoritarismus in ‚Entangled Modernities‘ (Akronym GenDem)“ übernehmen, der in sieben Teilprojekten aktuelle wie historische antifeministische Mobilisierungen ländervergleichend analysiert.
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Beck, D., Habed A. J., Henninger A. (2024). Blurring Boundaries – ‘Anti-Gender’ Ideology Meets Feminist and LGBTIQ+ Discourses. Verlag Barbara Budrich.
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Henninger, A. & Birsl, U. (2020): Antifeminismen. 'Krisen'-Diskurse mit gesellschaftsspaltendem Potential?. transcript. Open Access: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-4844-7
Das CGC bemüht sich um eine möglichst gute Barrierefreiheit seiner Veranstaltungen. Wenn Sie Assistenz benötigen, um an unserer Veranstaltung teilzunehmen, teilen Sie uns Ihren Unterstützungsbedarf bitte bis zum 02.10.2025 per Mail an cgcentrum@soz.uni-frankfurt.de mit. Wir bemühen uns daraufhin, die aufgetretenen Barrieren im Rahmen unserer Möglichkeiten zu mindern.
Der Raum ist über Aufzüge erreichbar. Es gibt zwei barrierefrei Toiletten im 1. Stock (1.G40s und 1.G40h).
Auf der Etage befindet sich eine All Gender-Toilette (1.G40n) mit Steh- und Sitzklos. Im 2. Stock des CGC befindet sich außerdem eine FLINTA*-Toilette (2.G40q).