Bereits in den frühen Autoritarismus-Studien der Kritischen Theorie, die in den 1930er und -40er Jahren am Frankfurter Institut für Sozialforschung (IfS) und im Exil entstanden, wurde die Bedeutung von Geschlecht und Sexualität diskutiert. In ihren Untersuchungen erhoben die Autor*innen systematisch Einstellungen zu Sexualmoral und Geschlechterbildern und begriffen sie, in bestimmten Ausprägungen, als Teil einer autoritären Charakterstruktur. In der darauffolgenden Rezeptionsgeschichte wurden diese thematischen Dimensionen der Studien allerdings kaum noch berücksichtigt. Heute, in Zeiten eines erneuten Aufstiegs des Autoritarismus, kommt es vermehrt zu geschlechtertheoretischen Bezugnahmen auf dieses vergessene Erbe der Frankfurter Schule.
Ausgehend von einem laufenden Forschungsprojekt über Verschwörungstheorien schließt der Vortrag an diese Wiederentdeckung der ersten Autoritarismus-Studien aus feministischer Perspektive an und fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen ihrer Fruchtbarmachung für ein geschlechtertheoretisch-informiertes Verständnis gegenwärtiger autoritärer Tendenzen. Inwiefern können die Erkenntnisse und Überlegungen der kritisch-theoretischen Autoritarismusforschung helfen, die Bedeutung von Geschlecht und Sexualität in der und für die Produktion verschwörungstheoretischen Wissens besser zu verstehen? Wie kann eine zeitgerechte kritisch-theoretische und feministische Perspektive auf die Erscheinungen des Autoritarismus aussehen?
Newal Yalcin ist Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Frankfurter Institut für Sozialforschung. Im Forschungsprojekt „Connecting the Dots: Rekonstruktion der sozialen Produktion verdächtigen(den) Wissens“ arbeitet sie aus geschlechtertheoretischer Perspektive zu Verschwörungstheorien. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich mit Kritischer und feministischer Theorie sowie mit rechten und autoritären Bewegungen.

Sarah Speck ist Professorin für Vergleichende Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Zuvor war sie Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung an der Goethe Universität. Sie ist Mitglied des Kollegiums des Instituts für Sozialforschung und leitet aktuell ein Forschungsprojekt über die Produktion verschwörungstheoretischen Wissens am IfS. Sie hat u.a. zu feministischer Gesellschaftstheorie, Paarbeziehungen, Männlichkeit(en), Arbeitsteilung, Mutterschaft und Elternschaft publiziert. Aktuelle Buchpublikationen sind: "Vom Umschlag der Emanzipation. Wandel und Fortbestand der Geschlechter- und Reproduktionsverhältnisse“ im Band Kritische Theorie und Feminismus (Hrsg. Karin Stögner und Alexandra Colligs, Suhrkamp 2022) sowie „Im Schatten der Tradition. Eine feministische Geschichte des Instituts für Sozialforschung“ (Hrsg. Christina Engelmann et al., Bertz und Fischer 2025).
Das CGC bemüht sich um eine möglichst gute Barrierefreiheit seiner Veranstaltungen. Wenn Sie Assistenz benötigen, um an unserer Veranstaltung teilzunehmen, teilen Sie uns Ihren Unterstützungsbedarf bitte bis zum 20.11.2025 per Mail an cgcentrum@soz.uni-frankfurt.de mit. Wir bemühen uns daraufhin, die aufgetretenen Barrieren im Rahmen unserer Möglichkeiten zu mindern.
Der Raum ist über Aufzüge erreichbar. Es gibt zwei barrierefrei Toiletten im 1. Stock (1.G40s und 1.G40h).
Auf der Etage befindet sich eine All Gender-Toilette (1.G40n) mit Steh- und Sitzklos. Im 2. Stock des CGC befindet sich außerdem eine FLINTA*-Toilette (2.G40q).